Ackern unplugged mit Hobby-Krenbauer Thomas Grimm

Eigentlich sieht es ganz leicht aus. Thomas Grimm bewegt sich auf hügeliger Acker-Erde wie andere auf wellenlosem Asphalt. Schnell und wendig. Und das muss er auch sein. Thomas Grimm hat sich ein sportliches Ziel gesetzt: 1.600 Krenfechser will er an nur zwei Nachmittagen per Hand unter die Erde bringen. Klar, dass wir da unsere Hilfe anbieten … Eine Stunde mit …  Hobby-Krenbauer Thomas Grimm.

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Gut, „Hilfe“ ist natürlich ein sehr dehnbarer Begriff. Genauso geeignete Arbeitskleidung. Und deshalb blinzelt Thomas Grimm auch etwas ungläubig als Cosima, Katja und ich in eher – sagen wir – bürotauglichem Zwirn auf das Schaufeld der Stadt Baiersdorf spazieren. Was uns an guter Vorbereitung fehlt, machen wir mit Eifer und Einsatzbereitschaft wieder wett. Schließlich sind wir gekommen, um Meerrettich zu säen. Dass auch das anders funktioniert als gedacht, lernen wir schnell. Im Gegensatz zu uns ist Thomas Grimm ziemlich gut vorbereitet. In Körben finden wir die vorgeschnittene stärksten Triebe der Krenstangen vom letzten Jahr, die über den Winter „eingemietet“ wurden, sogenannte Krenfechser. Sie sind etwa 30 Zentimeter lang und werden schräg in die Erde eingesetzt und locker zugedeckt.

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Einmal ins Erdreich gebettet, soll der Fechser in Ruhe Wurzeln schlagen und austreiben, vorausgesetzt man hat ihm vorher ein gemütliches Plätzchen geschaffen. An diesem Punkt kommt der „Kren-Stecher“ zum Einsatz, den man mit Schmackes ins Erdreich rammt – ca. 100 Mal pro Zeile. Thomas Grimm macht es vor. Kraftvoll und routiniert. Mit einer motivierenden Unbeirrtheit, die wohl nur ein Lehrer an den Tag legen kann. Wir machen es nach. Zaghaft und leicht unkoordiniert. Mit einer unterhaltsamen Unbeholfenheit, die man eben an den Tag legt, wenn man in stylischen Stiefeletten auf dem Acker steht.

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Was uns den Schweiß auf die Stirn treibt, nennt Thomas Grimm Entspannung und Leidenschaft. Seine Begeisterung steckt an. Mit der Erschöpfung stellt sich ein weiteres Gefühl ein: Euphorie. Der Acker wird plötzlich zum Abenteuerspielplatz. Als wir den Krenstecher schließlich zur Seite legen, verrät uns Thomas Grimm, dass diese Arbeit natürlich mittlerweile auch maschinell unterstützt werden kann. Für Thomas Grimm ist das keine Alternative. Er werkelt lieber unplugged. Wir natürlich auch. „In gut vier Wochen werden die ersten grünen Triebe zu sehen sein“, sagt Thomas Grimm. Spätestens im Juli muss er dann wieder die Ärmel hochkrempeln: Das Unkraut auf dem Feld muss entfernt, die Wurzel erneut ausgerichtet und das überschüssige Blatt- und Triebwerk entfernt werden. 1.600 Mal. Im November steht dann wieder die Ernte an, die der Firma Schamel Meerrettich zukommt. Als wir den hügeligen Acker-Boden verlassen und den lieb- und wellenlosen Asphalt des Parkplatzes betreten, fassen wir einen leisen Entschluss: Wir „helfen“ wieder mit!

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