Das Lieblingswerk – Herz in Acryl

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Wer die Unternehmenszentrale von Schamel Meerrettich-Feinkost betritt, kommt an ihr nicht vorbei: Seit zehn Jahren arbeitet Margit Wiedenbauer am Empfang von Deutschlands Meerrettich-Hersteller Nr.1 in Baiersdorf – und ist immer noch mit dem Herzen dabei. Eine Eigenschaft, die in jedem Bereich ihres Lebens Ausdruck findet. Auch in Acryl.

Kunst und Meerrettich? Margit Wiedenbauer hat daraus ein ansehnliches Ensemble gemacht.

Kunst und Meerrettich? Margit Wiedenbauer hat daraus ein ansehnliches Ensemble gemacht.

 

Das Lieblingsbild.

Das Lieblingsbild.

Die Künstlerin und ihr Lieblingswerk.

Die Künstlerin und ihr Lieblingswerk.

Margit Wiedenbauer lächelt. Wer genau hinsieht, entdeckt auch das Leuchten in ihren Augen. „Das ist mein Lieblingsbild“, sagt sie und deutet auf eine abstrakte Schönheit in rot-gold, die ein bisschen an Hundertwasser erinnert. Margit Wiedenbauer nickt. „Bewusst orientiert habe ich mich daran aber nicht. Ich habe keine künstlerischen Vorbilder oder eine bestimmte Stilrichtung. Ich male das, was mir in den Sinn kommt.“ Aktuell sind das eher surreale, moderne Formen, abstrakt und doch ästhetisch, verteilt auf großflächigen Leinwänden. Seit fünf Jahren malt Margit Wiedenbauer. Es sei ein mentaler Ausgleich. Einer, für den sie sich bewusst Zeit nimmt. Manchmal sogar ein ganzes Wochenende. Es ist eine Gabe, die auch ihren Chef beeindruckt. Im Konferenzsaal des Unternehmens hängen nicht nur Eigenkreationen von Margit Wiedenbauer. Hier prangt auch eine echte Auftragsarbeit an der Wand. Sie zeigt die Marke Schamel Meerrettich im Wandel der Zeit, künstlerisch interpretiert. Ein bisschen stolz mache sie das schon, sagt die Mutter einer Tochter, die schon mal das Wohnzimmer zum Atelier umfunktioniert, wenn die Muse plötzlich vorbeischaut.

Überhaupt kennt Margit Wiedenbauers Kreativität keine Grenzen. Wenn ihr danach ist, gießt sie Betonschalen, schweißt Feuerschalen aus Metall oder adelt ein altes Brett zur Weihnachtsdekoration. Sogar Treibholz hat in den Augen der gelernten Industriekauffrau einen künstlerischen Wert, dessen sie sich gerne annimmt. „Nur fürs Nähen bin ich nicht perfektionistisch genug“, lacht sie. Beim Malen experimentiert sie. Mal verwendet sie Lacke, mal Spachtelmasse, mal Kaffeesatz oder sie bringt Poesie und Lyrik mit Pinselstrichen auf die Leinwand, übersetzt weise Worte, zum Beispiel aus Khalil Gibrans „Der Prophet“, in Form und Farbe. Am liebsten in Acryl. Sich ganz der Kunst zu widmen, kann sie sich jedoch nicht vorstellen: „Ich arbeite hier wahnsinnig gerne, der Umgang mit Menschen erfüllt mich sehr. Wir sind hier eine große Familie, und das ist nicht selbstverständlich.“

Kreative Geistesblitze kämen einfach so, sagt Margit Wiedenbauer abschließend. Auch wenn sie diese nicht alle sofort umsetzen könne. „Ich habe ein kleines Büchlein, darin schreibe ich all die Dinge auf, die ich einmal in Angriff nehmen will, wenn ich Zeit dafür finde.“ Das muss eine wahre Enzyklopädie der Kreativität sein, denke ich und setze meine Kaffeetasse ab. Ich räume meine sieben Sachen zusammen. Wir verlassen den Konferenzsaal. Zum Abschied lasse ich meinen Blick noch einmal über die Wände schweifen. „Man muss doch immer wieder versuchen, aus allem, was man anpackt, etwas Gutes zu machen“, lächelt Margit Wiedenbauer, während wir die Treppen hinuntersteigen. Weise Worte zwischen Tür und Angel, denke ich, und schreibe sie in mein kleines Büchlein.