Begeisterung beim Jura Ultra Trail 2021
Am 9. Oktober 2021 starteten 22 Trailläufer:innen auf einen 66 Kilometer langen Ultratrail mit 2400 positiven Höhenmeter rund um das Wiesenttal und feierten voller Begeisterung den Beginn einer neuen Trailrunning-Szene in der Fränkischen Schweiz. Für die Macher des „JUT“ der Beginn einer neuen Ära.
Faszination Trailrunning
Trailrunning hat sich vom anhaltenden Trend längst zu einer populären Art des Laufsports etabliert, erfreut sich einem immer größeren Zulauf und entfacht über die Idee vom schnellen Bewegen im Gelände hinaus einen völlig neuen Spirit. Das Erbringen von sportlicher Höchstleistung ist im Trailrunning dem Erlebnis und dem Treffen der Community mindestens ebenbürtig. Eine ansteckende Begeisterung liegt über der Faszination Trailrunning.
Jene Begeisterung spüren auch Johannes Hendel, Robert Stein und Florian Troeger seit langer Zeit und sind der Überzeugung, dass der Weg nicht immer ins Hochgebirge führen muss, um den Trailrunningsport in all seinen Facetten zu zelebrieren. Einen ersten Beweis dafür liefert seit einigen Jahren die Trail-Veranstaltung “Neideck 1000” in der Fränkischen Schweiz, konzipiert und organisiert von Robert Stein.
Die Chancen des Mittelgebirge im Schatten der Alpen
“Als nordbayerisches Ultratrailteam nutzen wir zur Vorbereitung für alpine Wettkämpfe überwiegend Trails im uns gegebenen Mittelgebirge – der Fränkischen Schweiz”, erklärt Johannes Hendel, Teammanager des Team Schamel Running. Das empfindet Florian Troeger, Ultratrailläufer und Teamkollege von Hendel nicht zwingend als nachteilig: “Natürlich ist es nicht ganz ideal, da uns mit maximal 300 fortlaufenden Höhenmetern schlichtweg die langen Up- und Downhills fehlen, doch ergeben sich ganz neue Anforderungen beim Traillaufen in unserem Mittelgebirge.”
Zwar geht es in der Fränkischen Schweiz nicht sonderlich hoch hinaus, doch dafür lassen sich die häufig knackigen Anstiege auf technischen Singletrails durch kürzeste Entfernung zueinander ideal miteinander verketten. Daraus ergibt sich die Möglichkeit hochfrequentierte und attraktive Strecken zu entwickeln. “Das macht unsere Hometrails nicht nur zu einem guten Trainingsgebiet sondern bietet jede Menge Potential für Wettkampfangebote, im Trail- und auch im Ultratrailbereich”, so Troeger.
Das hat auch Neideck 1000 – Gründer Robert Stein vor vielen Jahren erkannt. Über Jahre hinweg hat der in Muggendorf lebende Outdoor-Enthusiast ein ausgefeiltes Streckenkonzept im Wiesenttal entwickelt. Ausgehend von der populären 22km/1000hm-Strecke baute Stein über die Jahre Erweiterungen in alle Himmelsrichtungen hinzu. So konzipierte der gebürtige Allgäuer ein in sich greifendes Streckenangebot, mit Routen von 6 bis 100km. Der 66 Kilometer lange Ultratrail mit 2400 positiven Höhenmeter feierte bereits im Oktober 2020, im Rahmen eines ersten Testlaufs sein Veranstaltungs-Debüt.
Jura Ultra Trail
Neben dem Schaffen von Wettkampfangeboten geht es Stein, gleichermaßen wie Hendel und Troeger aber um deutlich mehr: “Wir möchten die Fränkische Schweiz als Trailsport-Region stärken und über Wettkämpfe hinaus eine Trailrunning-Community bilden”, sind sich die Organisatoren einig. Mit derselben Vision sei man dann nach dem ersten Testlauf 2020 ins Gespräch gekommen. Im Sommer 2021 beschloss das Trio in gemeinsamer Sache zu agieren und gaben der Idee vom Ultratrailrunning in der Fränkischen Schweiz einen Namen: Jura Ultra Trail, kurz JUT.
Innerhalb weniger Wochen wurde ein privater Einladungslauf für den 9. Oktober 2021 organisiert. “Für den gemeinsamen Start des JUT haben wir uns für einen weiteren Testlauf mit einigen Verbesserungen zum Vorjahr entschieden”, so Hendel und ergänzt: “Wir mussten uns als Orgateam in der Zusammenarbeit erst einmal finden und erproben. Außerdem suchten wir für uns und unsere Eventsponsoren nach dem endgültigen Beweis, dass Ultratrailrunning in der Fränkischen Schweiz funktioniert, beheimatet sein kann und ein Trailspirit im fränkischen Mittelgebirge liegt, den es zu entfachen gilt.”
© Gerhard Illig Photography – www.gerhardillig-photography.de
Der Beginn einer neuen Trailrunningszene
Am Morgen des 9. Oktober starteten 22 Teilnehmer:innen bei hervorragenden Bedingungen auf die Strecke des JUT66. Die Strecke bietet alles, was das Trailrunningherz begehrt: 66 Kilometer, 2400 positive Höhenmeter, auf 90% Singletrails, Forst- und Waldwegen, über unzählige Hills, entlang an Fels und durch Höhlen. Die Läufer:innen konnten dabei auf sechs installierte Verpflegungspunkte zurückgreifen und sich mit einem großen Angebot an Getränken und Speisen versorgen. “Das war organisatorisch ein großer Aufwand, den wir nur mit unseren engagierten Helferteams stämmen konnten”, erklärt Johannes Hendel. Eine über die Strecke gut organisiertes Versorgungskonzept sei im Ultralaufsport ein wichtiger Parameter für eine qualitative Veranstaltung, weiß Hendel.
In einem insgesamt leistungsstarken Teilnehmerfeld konnten gar fünf Läufer beim Jura Ultra Trail 2021 die 8-Stunden-Marke unterbieten, kamen aber dem Streckenrekord von 7 Stunden und 26 Minuten aus dem Debütjahr nicht nahe. “Das freut uns natürlich sehr, dass wir von vornherein auch ein anspruchsvolles Niveau und starke Konkurrenz bieten können”, so Florian Troeger und ergänzt schmunzelnd: “Vielleicht mag sich nächstes Jahr mal ein schneller Athlet oder eine schnelle Athletin aus dem Alpenraum an unserer Bestmarke probieren.”
Bei bereits vorangeschrittener Dunkelheit erreichte nach 11 Stunden und 15 Minuten das letzte Läuferpaar erschöpft aber glücklich das Ziel. Das sei immer ein besonderer Moment, den man sich nicht nehmen lassen würde: “Jeder Finisher wird gefeiert.” Da ist sich das Veranstaltungsteam abermals einig.
Nach einer rundum gelungenen und erfolgreichen Wettkampfdurchführung waren sich am Abend des 9. Oktober auch alle Teilnehmer:innen, Zuschauer und Helfer einig: Ultratrailrunning in der Fränkischen Schweiz funktioniert hervorragend und bedarf ganz unbedingt einer Fortsetzung.