Fastpacking
Dem Winter entkommen, schneefrei Höhenmeter laufen, beeindruckende Landschaften bestaunen – die subtropischen kanarischen Inseln scheinen der perfekte Ort für ein solches Vorhaben im Februar. Doch für welche Insel sollte man sich entscheiden? Anni vom Team Schamel findet schnell eine Antwort: Warum nicht einfach alle? Und so nimmt die Idee Gestalt an: Inselhopping von Ost nach West. Elf Tage, sechs Inseln, 9.000 Höhenmeter und 350 gelaufene Kilometer später berichtet Anni über ihre Tour im Schamel–Trikot: „Die Vielfalt der Inseln laufend zu erkunden und unter freiem Himmel zu schlafen, war eine tolle Erfahrung“. Natürlich ist beim Fastpacking, einer Mischung aus Trailrunning und Trekking, der Laufrucksack etwas schwerer als gewohnt. Biwak, Daunenschlafsack, Isomatte, Essen und Wasser für mehrere Tage finden Platz. Doch der abendliche Blick auf den weiten Sternenhimmel und die unmittelbare Naturverbundenheit entlohnen für die extra Kilos.
Los geht es mit der Durchquerung der trockenen Lavainsel Lanzarote. Der 70km lange Weg führt die Erlangerin zwei Tage entlang schroffer Küsten, dunkler Sandstrände und blühender Aloe veras. Mit der Fähre dauert die Überquerung zur benachbarten Insel Teneriffa nur eine Stunde. Hier warten weitere 120km Laufparadies – geprägt von bizarren Wüstenlandschaften, verstreuten Berggruppen und goldrotem Gestein. „Nach drei Tagen Laufen direkt am Strand anzukommen und ins türkisblaue Meer zu springen, ist einfach klasse“, erinnert sich Anni und ein breites Lächeln zeichnet sich auf ihrem Gesicht.
Die nächste Insel Gran Canaria ist vor allem für eines bekannt: Den markanten Fels Roque Nublo. Mit dem Wahrzeichen immer im Blick schlängelt sich der Weg den Bergpass empor – vorbei an ungläubigen Tageswanderern und Spaziergängern. Die Routenplanung für die Überquerung der nächsten Insel da Palma fällt nicht schwer. Natürlich entscheidet sich Anni für die Strecke des Transvulkania Ultratrails. Während sie die einzigartigen Vulkanformationen bestaunt, denkt die Trailrunnerin auch immer an ihre Teamkollegen Stefan und Sebastian, die die gleiche Strecke beim Wettkampf vor einem Jahr im Schamel–Trikot gelaufen sind. Schon am nächsten Tag findet sich Anni in sattem Grün, in einem verwunschenen Regenwald mit einer vielseitigen Flora und Fauna wieder. „Die Schönheit der kanarischen Inseln liegt in ihrer Vielfalt. Jede Insel eröffnet eine eigene Welt und zu Fuß kann man diese am besten erkunden“, schwärmt der 60-jährige Manuel, der Anni ein Stück begleitet. Der gebürtige Inselbewohner ist fit – seit Jahren läuft er täglich von Dorf zu Dorf. Auch innerhalb der einzelnen Inseln ist die Landschaft keineswegs monoton. „Ich hätte eigentlich alle zwei Meter anhalten und die Kleidung wechseln können“, erinnert sich die Schamel–Athletin beeindruckt an die unterschiedlichen Mikroklimas auf La Gomera. Als letzter Höhepunkt – im wahrsten Sinne des Wortes – darf auf der Tour natürlich keinesfalls der Gipfel des Teide auf Teneriffa fehlen. Der Sonnenaufgang ist vor allem eins: kalt. Und natürlich wunderschön – die Sonnenstrahlen glänzen über einem unendlich scheinenden Meer aus Wolken und in der Ferne lassen sich die bergigen Silhouetten der anderen Inseln erkennen. Anni lässt den Blick in die Ferne schweifen und reflektiert noch einmal die Eindrücke auf den zurückgelegten Kilometern, bevor sich die Fastpackingtour ihrem Ende neigt.
Auch wenn die aktuelle Saison nun nicht wie gewohnt stattfinden kann und Annis erster Wettkampf im Team Schamel noch etwas warten muss, war es eine außergewöhnliche Erfahrung. Als Training, so ist sich die Athletin sicher, wird sich die Überquerung der Kanarischen Inseln auf jeden Fall noch auszahlen. „Ich fand es klasse, die Trans-Canaria Tour als Teil des Team Schamel zu laufen und am Abend Fotos an die Teamkollegen zu schicken“, so Anni weiter. „Das hat uns als Team noch einmal einen Schritt zusammengebracht.“